MARINDUQUE... __ ____

...Masken, Schmetterlinge und das Herz der Philippinen

"Morion! Morion!"

 

Die "Holy Week", die heilige Woche vor Ostern ist auf Marinduque nicht nur kirchlicher, sondern auch kultureller und gesellschaftlicher Höhepunkt des Jahres. In dieser Zeit wird überall auf den Philippinen der Kreuzigung und Auferstehung von Jesus Christus gedacht - prägend für ein Land, in dem sich über 90% der Bevölkerung zum katholischen Glauben bekennen und in dem die katholische Kirche seit der spanischen Kollonialzeit bis heute massgeblichen Einfluss auf Politik, moralische Vorstellungen und Lebensweise der Menschen ausübt.

 

Auf Marinduque wird jährlich in der "Holy Week" das Moriones-Festival gefeiert, bei dem nicht nur Jesus Christus eine Hauptrolle spielt, sondern vor allem Longinus, jener Hauptmann der römische Söldner, der sich bei der Kreuzigung des Gottessohnes zunächst besonders brutal hervortat - und anschliessend zum Christentum übertrat.

Longinus, so erzählt es die biblische Geschichte, verspottete den ans Kreuz genagelten Jesus und stach nach dessen Tod seine Lanze in den Leib des Gekreuzigten. Das aus der Wunde spritzende Blut traf das blinde Auge des Centurio, der daraufhin plötzlich wieder richtig sehen konnte. Da bekannte sich Longinus zum Christentum, wurde selbst zum Gejagten und starb als Erster den Märtyrertod.

 

Seine Statue steht heute im Petersdom von Rom.

In fantasievollen Kostümen ziehen die Moriones und ihre Gefolgschaft durch die Städte und lassen die biblische Geschichte aufleben.

 

Die Geschichte des Longinus ist gewissermassen ein Sinnbild für die Geschichte der philippinischen Inseln, die sich der Missionierung durch die Spanier zunächst widersetzten - Häuptling Lapu-Lapu tötete Magellan vor der Insel Mactan - um sich schliesslich dem christlichen Glauben nahezu kompromisslos zu unterwerefen.

Morion ist ursprünglich die Bezeichnung für den halboffenen Helm, den die römischen Söldner trugen. Auf Marinduque wurde er für die Maskenträger übernommen. Moriones dürfen ihre Masken während des Festivals keinesfalls absetzen - niemand soll die Männer, die darunter stecken, erkennen.

 

Weil die römischen Besatzer Palästinas zu Jesus' Zeiten nicht gerade für ihre Freundlichkeit berühmt waren gehört es zu den Aufgaben der Moriones auf Marinduque, Frauen und Kinder zu erschrecken. Dies klappt nicht immer so gut wie bei diesem kleinen Mädchen.

Als Höhepunkt des Moriones-Festivals wird unter grosser Anteilnahme der Bevölkerung am Abend des Ostersonntags die Geschichte von der Kreuzigung und Auferstehung Jesus Christus' und der Bekehrung des Longinus und dessen Märtyrertodes auf einer Freilichtbühne nachgespielt.

 

Das Moriones-Festival auf Marinduque ist in dieser Form einzigartig auf den Philippinen.

Jetzt mal Ostsee

statt Südsee?

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text und fotos: hey joe

malindig@marinduque.de

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